180 Tage LAND IN SICHT

[noch ein Segelblog]

One thousand Miles

Gestern auf dem Weg nach Tallinn ging uns der Wind aus und wir haben uns für einen anderen Hafen entschieden: Lohusalu. Ein toller Ort, den wir ohne die Flaute nicht erlebt hätten. Von dieser Art Häfen haben wir bisher wenig erlebt. Er strahlt eine Gelassenheit aus ohne ausgestorben zu wirken. Auf der Logge haben wir auf dem Weg die eintausendste Seemeile auf dieser Reise hinter unserem Kiel gelassen. Was auch immer der Grund sein mag, diese runde Zahl animiert zum Innehallten, regt zu einem Zwischenfazit an.

Der direkte Weg von hier nach Kiel ist mit 600 sm viel kürzer als die gesamte zurückgelegte Stecke, schließlich waren wir mit Stettin auch nochmal Richtung Süden gegangen. Nach dem zunächst schlechten Wetter in Kiel bei dem wir gar nicht erst lossegelten, haben wir uns schon 52 Tage von zu Hause entfernt. Im Schnitt segelten wir an jedem zweiten Tag. An diesen Segeltagen waren wir fleißig und legen fast 40 Meilen zurück. Allerdings ist unser Törn mit 24 Meilen pro Kalendertag gerechnet. Rechnerisch sind wir heute sind 200 Meilen „hinter Plan“.

Das tolle am Segeln ist, dass wir die Zielvorgaben – anders als im Job – selbst ändern können. Wir haben, wie berichtet Riga und Nida mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht und damit die Segelstrecke verkürzt ohne auf Ziele zu verzichten. Unser am grünen Schreibtisch entwickelter Törnplan zeigt für den 24. Juni Kotka als Hafen an. Heute erreichen wir Tallinn, wo wir morgen sicherlich noch bleiben. Kotka ist dann also noch zwei Tagesstrecken entfernt. Das nenne ich mal „im Plan“ sein. Eigentlich ist das gar nicht so wichtig, wenn da nicht unser Besuch wäre. Katharina und Sven wollen uns für zwei Wochen besuchen und da wäre es schon nett, wenn wir irgendwo sind, wo sie eine Chance haben, uns zu treffen.

Vor uns liegen – laut Plan – noch über 2.300 Meilen und 16 Wochen, das sieht also weiter nach einem guten Vorhaben aus. Heute ist ein toller Segeltag. Wir haben sehr wenig Wind und Anke ist heute zur Gennaker-Königin gekürt worden. Bei halbem Wind raus aus dem Hafen und nun schleichen wir uns mit leicht vorlichem Wind und knapp drei Knoten weiter gen Osten. Streckenrekord wird das nicht, aber es ist so ruhig, das Anke strickt und ich diesen Bericht während der Fahrt verfasse. Am Steuer ist Horst. So haben wir unsere Autopiloten getauft. Ich würde es nie zugeben, aber er steuert besser als ich. Kein Vergleich auch zu dem Pinnenpiloten von unserem alten Schiff, man spürt die 20 Jahre Entwicklungsarbeit zwischen den Gerätegenerationen. Zum Anbaden haben wir heute unseren zweiten ständigen Begleiter Harald geschickt. Uns ist es bei 13° Wassertemperatur noch zu kalt. Harald ist eine Stockente aus Plastik mit Minikiel, die man hinter sich herziehen kann. Die Vorbesitzer der LAND IN SICHT (ex Serfaq) hatten Enkelkinder. Wir sind zwar älter, haben aber auch unseren Spaß.

Jetzt biegen wir ab in die laute Stadt. Auf bald!

Previous

Bis hierher III

Next

Grüße aus Finnland und danke Horst!

4 Comments

  1. Katharina

    Ja, ihr Lieben! Es wäre mehr als nett, wenn wir euch treffen würden. Aber da euer Plan auch vorsah, dass ihr zum Zeitpunkt unserer Anreise längst an Helsinki vorbei seid, bin ich völlig optimistisch, dass wir zueinander finden. Und so lange ihr nicht gerade in Russland seid, sind wir da auch sehr flexibel und reisen zu euch 🙂
    Genießt Tallin und die weitere Reise! Wir freuen uns auf euch!

  2. Henning

    Ui-bald klopft ihr bei den Russen an die Tür-die sind ja im Moment etwas geladen-schlechte Themen sind wahrscheinlich EM, Doping und Nato-Könnt Ihr Russisch? Bei einer Flucht denkt and den Notfallpack!

    Grüße

    H

  3. ZeiserMan

    Was für ein Satz: “Ein toller Ort, den wir ohne die Flaute nicht erlebt hätten.” Nee, also, ährlich , mehr Philosoph geht nich! Das wäre mal was für die Maltzähne, die fahren irgendwie in aller Herrgottsfrühe ein paar Meter, nur um sich trocken fallen zu lassen. Ja, klar, und abends wieder zurück. Mit ner anderen Crew, logisch, wegen der Lenkzeitüberschreitung…

    Was ist eigentlich mit den Aaland-Inseln und der EM, warum sin die nicht dabei?

    Komm, bei dreißig Grad im Office darf so fragen stellen…

  4. Matthias Heuer

    Jungs, haben in der vorletzten Hafenkaschemme Fussi geguckt. O.k. die nächsten Spiele zu glotzen wird ‘ne Nummer härter, wenn wir in Russland sind. Schnell nochmal den Spielplan googlen.

Comments are closed.

Powered by WordPress & Theme by Anders Norén